Institut für
Pflanzenbiologie
Technische Universität Braunschweig
Gustav-Gassner-Gedächtnisvorlseung
Dienstag, 31. Januar 2006, 19:00 Uhr
Hörsaal des Instituts
für Pflanzenbiologie der TU Braunschweig, Humboldtstraße 1
GUSTAV GASSNER gehörte zu den herausragenden
Persönlichkeiten der TH Braunschweig. Er war der letzte frei
gewählte Rektor der TH Braunschweig und der erste Rektor nach dem
Krieg. 1881 in Berlin geboren und aufgewachsen, studierte er in Halle
und Berlin, wo er 1906 promoviert wurde. Nach Anstellungen an
landwirtschaftlichen Hochschulen in Berlin und Montevideo (Uruguay)
sowie an der Biologischen Reichsanstalt in Berlin-Dahlem habilitierte
er sich 1911 an der Universität Kiel und wurde 1915 zum Professor
in Rostock berufen. 1917 folgte er einem Ruf nach Braunschweig,
zunächst als außerordentlicher Professor, ab 1921 als
ordentlicher Professor.
Als Direktor des Botanischen Institutes und des Botanischen Gartens
setzte er sich erfolgreich für den Ausbau und die
Professionalisierung seines Faches ein. Ihm gelang es, auch in
schwierigen Zeiten (1926) einen beachtlichen Institutsbau
durchzusetzen. Die experimentellen Möglichkeiten seines Faches
wurden durch ein Versuchsfeld in Braunschweig-Gliesmarode wesentlich
verbessert. 1926 wurde Gassner Präsident der Deutschen Botanischen
Gesellschaft und zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher
- Leopoldina berufen.
1932 wurde er zum Rektor der TH Braunschweig gewählt, geriet
jedoch - ebenso wie sein Amtsvorgänger Otto Schmitz und den der
Prorektor Carl Mühlenpfordt bald mit den Nationalsozialisten in
Konflikt, da er sich gegen massive Eingriffe des
„Volksbildungsministers“ Klagges (NSDAP) in die akademische
Selbstverwaltung wehrte. Die Situation verschärfte sich 1933 so
sehr, dass er sich als Rektor zum Rücktritt gezwungen sah. Am 1.
April 1933 wurde er verhaftet und "wegen politischer
Unzuverlässigkeit" am 30. September 1933 entlassen. Daraufhin
emigrierte Gassner in die Türkei, wo er als Sachverständiger
des Landwirtschaftsministeriums und Direktor des Pflanzenschutzdienstes
in Ankara tätig war. 1939 kehrte Gassner nach Deutschland
zurück und arbeitete in Magdeburg bei der Fahlberg-List-AG, wo er
die biologische Forschungsabteilung leitete.
Nach dem Krieg wurde Gassner an die Hochschule nach Braunschweig
zurückberufen. Er trat 1945 wieder in das Rektorenamt ein und
organisierte den Wiederaufbau der in Trümmern liegenden
Carolo-Wilhelmina. 1946 bis 1948 war Gassner einer der Vorsitzenden der
Hochschulrektorenkonferenz. 1949 wurde er in den Deutschen
Forschungsrat berufen, ein wissenschaftspolitisch tätiges Gremium,
das 1951 im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufging.
Maßgeblich war sein Anteil beim Aufbau Braunschweiger
Forschungsanstalten: So wirkte Gassner von 1947-1951 als Präsident
der Biologischen Zentralanstalt für Land- und Forstwirtschaft, aus
der die heutige Biologische Bundesanstalt für Land- und
Forstwirtschaft (BBA) hervorging. Er war an der Gründung der FAL,
der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, beteiligt, die als
Landwirtschaftliche Forschungsanstalt Braunschweig Völkenrode ins
Leben gerufen wurde und deren kommissarischer Präsident er von
1948 bis 1949 war.
1951 verlieh ihm die Naturwissenschaftliche Fakultät der
Universität Göttingen die Ehrendoktorwürde.
Anlässlich seines 70. Geburtstages ernannten ihn Rektor und Senat
der Technischen Hochschule zum Ehrensenator „in Anerkennung seiner
unvergänglichen Verdienste um die Technische Hochschule
Carolo-Wilhelmina, deren Bestand und Freiheit er in schwerer Zeit
wahrte und die er nach dem Zusammenbruch zu Wiederaufbau und
kraftvoller Entwicklung führte“. Im selben Jahr wurde er
emeritiert, er vertrat aber sein Fach weiterhin kommissarisch. 1952
verlieh ihm Bundespräsident Theodor Heuss das Große
Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik für seine
besonderen Leistungen auf dem Gebiete des Pflanzenschutzes und zum
Wohle der Landwirtschaft.
Gassners besondere wissenschaftliche Verdienste liegen im Gebiet der
Phytopathologie und der angewandten Biologie. Er untersuchte die
Brandpilze und die Brandkrankheiten der Getreide, so dass mit
geeigneten Maßnahmen der Befall etwa von Weizen und Gerste
bekämpft werden konnte. Daneben waren die Physiologie und
Ökologie der Rostpilze sowie die Keimungsphysiologie weiterere
Schwerpunkte seiner Arbeit. Sein wissenschaftliches Werk umfasst ca.
200 Veröffentlichungen.
Derzeit ist eine kleine Ausstellung über Gustav Gassner ist bis
zum 28. Januar 2006 im Eingangsbereich der Universitätsbibliothek
zu besichtigen.