Zusammenfassung: Intensiv gepflegte Scherrasen bedecken in
den Städten Mitteleuropas einen großen Flächenanteil.
In verschiedenen Arbeiten wurde deren Stellung im
pflanzensoziologischen System untersucht, während aus
gärtnerischer Perspektive vor allem die Auswirkung der
häufigen Mahd und damit der notwendige Pflegeaufwand
interessierte, ebenso die Frage, ob und wie blumenbuntere Rasen zu
erzielen sind. Aspekte der Biodiversität und des Artenreichtums
wurden dagegen bislang nicht untersucht, ebenso wenig wie
Einflüsse von Randstrukturen und Störungen auf die
Artenzusammensetzung der Rasen.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden 30 Rasenflächen und deren
Rand- und Sonderstrukturen an verschiedenen Standorten der Stadt
Braunschweig untersucht. Dabei stand die Untersuchung des
Arteninventars der Rasen im Vordergrund. Zusätzlich wurde eine
vergleichende Samenbankanalyse von Störstellen und der
unbeeinflußten Grasnarbe durchgeführt. In ergänzenden
Experimenten wurde der Einfluß der Wildkaninchen auf die
Flächen untersucht. In diesem Zusammenhang wurde das
Fraßverhalten durch Fütterungsversuchen ermittelt und ein
besonderes Augenmerk auf die Arten an den Baueingängen und den
durch sie induzierten Störstellen gerichtet.
Im Laufe der Untersuchungen wurden 426 Arten gefunden. Dies ist ein
erheblicher Anteil der gesamten Flora von Braunschweig (aktueller
Artenbestand 1.187 Arten). Die gefundenen Pflanzen setzen sich aus 134
Arten, die hauptsächlich auf den Flächen der Rasen vorkommen,
und 292 Arten der Rand- und Sonderstrukturen zusammen. Die Poaceae, mit
den häufigsten Arten Lolium perenne, Festuca rubra agg. und Poa
pratensis agg., sind besonders auf den Flächen im Bezug auf
Biomasse und Individuenzahl dominant. Neben den bereits erwähnten
Süßgräsern können die gefundenen Pflanzen 71
weiteren Familien zugeordnet werden.
Im Bezug auf die Lebensformen sind die Hemikryptophyten mit 44,6 % der
vorkommenden Arten deutlich die erfolgreichsten. Ihre nahe der
Erdoberfläche liegenden Meristeme stellen eine gute Anpassung an
die gegebenen Pflegebedingungen dar. Nur die Therophyten können
sich mit 26,5 % ähnlich gut behaupten. Andere Lebensformen sind
seltener und können sich nur in den meist ungemähten
Randstrukturen halten
.
Die indigenen Arten sind sowohl auf den Rasen als auch in den
Randstrukturen am häufigsten. Während der Anteil der
Archäophyten in beiden Bereichen nahezu gleich ist, steigt in den
Randstrukturen der Prozentsatz der Neophyten deutlich an.