Zusammenfassung: Auf der Kanareninsel Fuerteventura ist die Flora
von 32 episodischen Fließgewässern untersucht worden. Methodische
Grundlage bildete hierbei die an Landschaftskorridoren und linearen Strukturen
in Deutschland praktizierte 50m-Methode. Die Eignung der Methode zur floristischen
Erfassung der Fließgewässer wird diskutiert. Zusätzlich
ist im Rahmen der floristischen Untersuchungen für jedes Fließgewässer
sowie für Fließgewässerabschnitte von zwölf Ortschaften
eine Gesamtartenliste erstellt und mit Hilfe von Negativlisten auf ihre
Vollständigkeit überprüft worden.
Zunächst werden die Fließgewässer und Fließgewässerabschnitte
der Ortschaften getrennt beschrieben und floristische Besonderheiten herausgestellt.
Die insgesamt 346 kartierten Sippen sind anhand der Einordnung in Familienzugehörigkeiten,
Lebensformen, pflanzensoziologische Zugehörigkeit sowie ihrer Mengenanteile
näher charakterisiert. Auf die Rolle von Endemiten und Neophyten wird
gesondert eingegangen.
Durch den Stetigkeitsvergleich der Arten in verschiedenen Fließgewässerabschnitten
konnten floristische Unterschiede herausgearbeitet werden. So besitzen
einige Arten Schwerpunkte im Ober- bzw. Unterlauf der Gewässer. Auch
auf Flächen außerhalb- und innerhalb von Ortschaften sind deutliche
Stetigkeitsunterschiede einzelner Arten
festzustellen. Neben den edaphischen Gegebenheiten, vor allem die Versalzung
der Böden, hat die Flora der angrenzenden Habitate einen großen
Einfluß auf die Artenzusammensetzung und -diversität der episodischen
Fließgewässer. Eine große Rolle spielt weiterhin die anthropogene
Nutzung der Gewässerbetten.
Auf die Beziehung zwischen Artenzahl zur Länge der Fließgewässer
sowie auf die Artendiversität der Gewässerbetten insgesamt wird
eingegangen. Auf nur 0,2 Prozent der Inselfläche konnten im Rahmen
der Untersuchungen über die Hälfte der für die Insel angegebenen
Sippen notiert werden.
Wie anhand der Anzahl hochsteter Sippen und der Ähnlichkeitskoeffizienten
deutlich wird, ist sich das Arteninventar der 32 untersuchten episodischen
Fließgewässer sehr ähnlich. Die größte floristische
Ähnlichkeit untereinander weisen hierbei die Fließgewässer
der Halbinsel Jandia auf.
Exemplarisch wurden Evaporationsmessungen durchgeführt, deren
Ergebnisse graphisch dargestellt und mit Daten aus der Literatur verglichen
werden. Mit Hilfe von pflanzensoziologischen Aufnahmen wird die Vergesellschaftung
einiger Arten dargelegt. Anhand von Erosionsrinnen wurde die für aride
Gebiete typische Verteilung der ausdauernden Arten untersucht und zeichnerisch
dargestellt.
Die vorliegende Arbeit dokumentiert den Stand der aktuellen Flora der
episodischen Fließgewässer und kann als Grundlage für weiterführende
Untersuchungen dienen.