Zusammenfassung: In der Vegetationsperiode des Jahres 1997 wurde
die Flora der Waldränder im Stadtgebiet von Braunschweig untersucht.
Während dreier Termine wurden in 85 festgelegten, 50 m langen Abschnitten,
die parallel zum Waldrand verliefen, sämtliche Pflanzensippen notiert
und ihre Artmächtigkeit abgeschätzt. In den Untersuchungsflächen
konnten 464 Arten festgestellt werden. Weitere 100 Arten wurden durch systematisches
Abgehen der Waldränder außerhalb der Probeflächen aufgenommen.
Für das Untersuchungsgebiet wurde eine starke anthropogene Überformung
festgestellt. So herrscht in diesen siedlungsnahen Waldrändern überwiegend
ein anderer räumlicher Aufbau vor als die häufig in der Literatur
zu findende Dreigliederung in krautigen Waldsaum, strauchigen Waldmantel
und Randwald.
Die Waldmäntel im Stadtgebiet sind überwiegend schmal und
zeigen eine lückige Struktur. Der krautige Bewuchs erwies sich hier,
ebenso wie im Waldsaum und Randwald, von wenigen hochsteten Hemikryptophyten
beherrscht, die häufig zur Klasse der Querco-Fagetea, der Artemisietea
oder der Molinio-Arrhenatheretea gehören. Diese Sippen werden durch
den
anthropogenen Einfluß und die vorherrschend tiefgründigen
Böden begünstigt, so daß sie häufig Dominanzbestände
ausbilden können. Es wurde eine mehr oder minder dichte Matrix festgestellt,
in deren Lücken jedoch eine große Zahl geringsteter Arten eingestreut
war.
Der Einfluß verschiedener Standortfaktoren wie Bodenart, Exposition
oder angrenzende Nutzung erwies sich als vergleichsweise gering. Dies wurde
auf die starke anthropogene Überformung der untersuchten Waldränder
zurückgeführt.
Das Ausmaß der anthropogenen Störung wurde an den Probeflächen
untersucht. Als Zeiger für diesen Einfluß diente der Anteil
der Therophyten und Neophyten am Arteninventar. Er war in der Nähe
von Siedlungen deutlich höher als in solchen Flächen, die einen
gößeren Abstand zur Stadt aufwiesen. Waldränder im Nordosten
des Gebietes zeichnen sich überwiegend durch größeren Siedlungsabstand
aus. Besonders hier konnte eine größere Zahl von Arten festgestellt
werden, die gegen Störungen empfindlich sind. Es handelte sich dabei
um Magerkeitszeiger und thermophile Saumarten, die in kleinen Populationen
auftraten.
In der Mehrzahl der untersuchten Flächen konnten Arten nachgewiesen
werden, die für Niedersachsen als gefährdet eingestuft werden.
Dies unterstreicht die Bedeutung auch siedlungsnaher Waldränder für
den Erhalt der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft.