Veröff.: (WIMMER, W.: Myriophyllum heterophyllum MICHAUX in Niedersachsen und Bremen sowie seine Bestimmung im vegetativen Zustand. - Flor. Rundbr., 31: 23-31.)
Zusammenfassung: Von Myriophyllum heterophyllum sind in Niedersachsen
und Bremen insgesamt vier Wuchsgewässer bekanntgeworden. Bei keinem
dieser Gewässer ist geklärt, wie lange die Art schon dort siedelt
oder über welchen Weg sie dorthin gelangt ist. Alle Wuchsgewässer
sind siedlungsnahe Sekundärgewässer, doch unterscheiden sie sich
beträchtlich hinsichtlich ihrer Entstehung, Morphologie und Wasserqualität.
Die größten Bestände fanden sich in einem Tagebaurestgewässer
in Salzgitter. Hier blühte die Art reich und kam auch zur Fruchtreife,
so daß Versuche zur Bestäubung und auch Keimversuche durchgeführt
werden konnten. Nach den vorliegenden Ergebnissen kann eine erfolgreiche
Bestäubung (mit nachfolgendem Fruchtansatz) nur emers, also nicht
unter Wasser, erfolgen. Ein möglicher Beitrag zur Bestäubung
durch diverse Arthropoden wird diskutiert. Verschiedene Spinnen und besonders
einige Sumpffliegenarten kommen hierfür in Betracht. Ihre Verteilung
in den „Blütenstandsrasen“ wurde näher untersucht.
Die häufigsten Phytophagen waren Sumpfpflanzenblattläuse,
die neben zahlreichen anderen Pflanzenarten auch Myriophyllum heterophyllum
als Sekundärwirt besiedeln. Rüsselkäfer, die an heimischen
Myriophyllum-Arten leben, wurden auch an Myriophyllum heterophyllum gefunden.
Bei den festgestellten Wanzen und Zikaden handelt es sich um räuberische
Arten, oder solche, die hochgradig polyphag sind und damit keine Bindung
an die Art haben. Unter den Libellen, die Myriophyllum heterophyllum zur
Eiablage nutzten, fiel in Salzgitter die Pokalazurjungfer Cercion lindenii
auf, die vermutlich gerade ihr Areal erweitert. Da sie auf entsprechende
Strukturen angewiesen ist, könnten Vorkommen von Myriophyllum heterophyllum
hierbei eine bedeutende Rolle spielen.
Bei Keimversuchen zeigte sich, daß die Samen von Myriophyllum
heterophyllum sowohl nach Austrocknung als auch nach Frosteinwirkung bedingt
keimfähig waren. Zudem waren sie zur Dunkelkeimung auch noch bei 5
°C fähig.
Die Untersuchungen zur Bestimmung im vegetativen Zustand erbrachten
Merkmale, mit denen Myriophyllum heterophyllum sicher von den übrigen
zur Zeit in Niedersachsen vorkommenden Myriophyllum-Arten unterschieden
werden kann. Aus diesem Grund wird vermutet, daß von der Art künftig
weitere Vorkommen bekannt werden. Im Gartenhandel ist Myriophyllum heterophyllum
darüber hinaus als Teichpflanze erhältlich, was ihrer Ausbreitung
sicher zugute kommt. Der Ausbreitung durch den Menschen wird nach wie vor
die größte Bedeutung beigemessen.
Ihren Erfolg als neophytische Wasserpflanze verdankt Myriophyllum
heterophyllum auch der ausgeprägten Fähigkeit zur vegetativen
Reproduktion. Abgerissene sowie niederliegende Sprosse vermögen sich
mit Adventivwurzeln im Boden zu verankern. So können im Laufe weniger
Jahre große Bestände aufgebaut werden, die so dicht sind, daß
andere Wasserpflanzen sich kaum etablieren können.