Zusammenfassung: Die Uferflora der niedersächsischen Fließgewässer
von Schunter und Wabe wurde erfaßt, indem pro Flußkilometer
jeweils eine 50 m lange Probefläche floristisch untersucht wurde.
Auf den 59 Probeflächen entlang der Schunter fanden sich 359 Gefäßpflanzen,
von denen jedoch mit 9,7 % nur wenige Arten wirklich häufig am Ufer
auftreten. Von den 311 auf den Probeflächen der Wabe kartierten Arten
fanden sich 35 Arten (11,3 %) auf über 61 % der untersuchten Flächen.
Weitere Uferabschnitte wurden stichprobenartig untersucht, wodurch sich
die Gesamtartenzahl der Uferflora der Schunter auf 420 und die der Wabe
auf 357 Arten erhöhte.
Die Auswertung des erhobenen Datenmaterials ermöglicht eine Gliederung
beider Gewässer in vier unterschiedliche Abschnitte, wobei die größten
Unterschiede zwischen den Quellabschnitten im Elm und den übrigen
Abschnitten auftreten. Die Abschnitte außerhalb des Elm weisen große
Ähnlichkeiten auf und die Übergänge zwischen den einzelnen
Abschnitten sind eher fließend. Als größter Einfluß
auf die Zusammensetzung der Uferflora werden hierbei die Ufermorphologie
sowie die hydrologischen Verhältnisse angesehen.
Desweiteren wurde das hochfrequente Artenspektrum der Schunter und
Wabe mit dem der Oker und der oberen Weser verglichen, wobei die größten
Gemeinsamkeiten zwischen den hier untersuchten Gewässern auftreten.
Die größten Abweichungen in der floristischen Zusammensetzung
weist die obere Weser auf.
An den Ufern der Schunter wurden insgesamt 62 und an der Wabe 48 Neophyten
gefunden. Das Verteilungsmuster der häufigsten Neophyten wird in Verbreitungskarten
dargestellt. Die Uferflora ist insgesamt relativ arm an Neophyten. Lediglich
siedlungsnahe Uferböschungen erweisen sich als vergleichsweise neophytenreich.
Neben Epilobium ciliatum, der an beiden Gewässern häufiger zu
finden ist, tritt an der Schunter nur noch Armoracia rusticana zahlreich
am Ufer auf. Auch die Verbreitung von Stromtalpflanzen ist an beiden Gewässern
als gering zu bezeichnen.
Mit Hilfe der eingerichteten Daueruntersuchungsflächen kann die
Dynamik der Uferflora quantitativ verfolgt werden.
Einige Pflanzengesellschaften der Ufer werden mit pflanzensoziologischen
Aufnahmen belegt. Hierbei zeigt sich, daß besonders die Gesellschaften
der ruderalen Beifußfluren ganz erheblichen Anteil am Aufbau der
Ufervegetation besitzen. Am unteren Abschnitt beider Gewässer findet
sich das Chaerophylletum bulbosi und das Cuscuto-Calystegietum. Das Urtico-Aegopodietum
und das Epilobio hirsuti-Convolvuletum sind annähernd gleichmäßig
über beide Gewässerstrecken verbreitet. Das Petasito-hybridi-Aegopodietum
podagrariae gedeiht vor allem im Abschnitt B und C der Wabe, tritt jedoch
an der Schunter nur fragmentarisch auf. Weiterhin finden sich aus der Klasse
der Phragmitetea v. a. am unteren Abschnitt der Schunter ausgedehnte Gesellschaften
aus dem Verband der Phragmitetalia. Weitgehend auf die oberen Abschnitte
beschränkt bleiben hingegen die Gesellschaften des Verbands Nasturtio-Glycerietalia.
Abschließend wird auf die Bedeutung der Flußufer und ihre Standortvielfalt
hingewiesen, die nicht nur der Flora sondern auch der Fauna auf engem Raum
ein breites Angebot an Lebensräumen bietet.