Zusammenfassung: Im Zuge eines Forschungsprojektes über
lineare Strukturen wurden die Waldränder des Huy untersucht. Der im
Landkreis Halberstadt liegende Huy stellt einen Muschelkalk-Breitsattel
dar. Er befindet sich in der Übergangszone vom subatlantischen zum
subkontinentalen Klima.
Innerhalb des Waldbestandes wurden am südexponierten Hang die
äußeren und inneren Waldränder untersucht. Die Aufnahmeflächen
lagen an den Waldwegen und dem äußeren Waldmantel. Sie erstreckten
sich jeweils über eine Länge von 50 Metern. In den 74 Aufnahmeflächen
wurde der Artenbestand erfaßt. Es wurden 332 Arten innerhalb und
56 Arten außerhalb dieser Untersuchungsflächen kartiert. Die
Frequenzklassen-Verteilung zeigt, daß nur zehn Arten als hochstet
einzustufen sind. Die Hemikryptophyten bilden mit 59 % den größten
Anteil der Arten im Lebensformenspektrum. Die ökologische Bewertung
der Flora erfolgt über die Licht- und Feuchtezahl nach ELLENBERG (1992)
und zeigte deutliche Unterschiede in den einzelnen Aufnah-meflächen.
Das Arteninventar wird pflanzensoziologisch zugeordnet.
Auch bei der Ermittlung des Ähnlichkeitskoeffizienten nach Jaccard
und der anschließenden Clusteranalyse zeigt sich, daß die höchste
Ähnlichkeit im Arteninventar bei nur 49,4 % liegt. Im Dendrogramm
wird deutlich, daß die beiden Aufnahmeflächen mit den höchsten
Ähnlichkeitskoeffizienten nebeneinander lagen. Das Dendrogramm unterteilt
sich in sechs Cluster, wobei zwei Cluster (B1 und B2) überwiegend
den äußeren Waldrand darstellen. In den restlichen Clustern
sind hauptsächlich Aufnahmeflächen des inneren Waldrandes vertreten.
Am deutlichsten trennt sich der Cluster C mit nur 17,14 % gemeinsamer Arten
von den anderen ab. Floristisch konnte diese Untergliederung der Cluster
durch Leitarten unterstrichen werden.
Des weiteren wurden pflanzensoziologische Aufnahmen in der Regel innerhalb
der floristischen Aufnahmeflächen durchgeführt. Die meisten Vegetationsaufnahmen
der Waldränder sind den thermophilen Säumen, Lithospermum purpurocaeruleum-Beständen
sowie Festuco-Brometea-Gesellschaften zuzuordnen. Die Abhängigkeit
der Artenzusammensetzung von den Standortbedingungen wird auch hier sichtbar.
Auffällig ist, daß die Klasse Trifolio-Geranietea den inneren
Waldrand als Standort bevorzugt, obwohl für sie eine hohe Belichtung
wichtig ist. Ein möglicher Grund dafür könnte der geringere
anthropogene Einfluß sein.
Wegen seiner Seltenheit wurde Dictamnus albus untersucht. Diese thermophile
Staude erreicht am Huy ihre äußerste NW-Verbreitungsgrenze,
nachdem Vorkommen auf der Asse erloschen sind. Die untersuchten Pflanzen
sind sehr vital. Die Blütenstände bilden reichlich Fruchtstände
aus und die Samen korrelieren mit der Anzahl an Früchten. Bei den
Keimungsversuchen wird aber deutlich, daß nur eine geringe Anzahl
der Samen keimfähig ist. Als Kriechwurzel-Pionier kann Dictamnus albus
sich vegetativ fortpflanzen. Auf Dauer hat aber die Population nur eine
Überlebensmöglichkeit, wenn die Verbuschung nicht weiter zunimmt
und der Wuchsort nicht zu dunkel wird.