Botanisches Institut und Botanischer Garten

Arbeitsgruppe für Vegetationsökologie und
experimentelle Pflanzensoziologie

Diplom- und Staatsexamensarbeiten  
LIEBERSBACH, HORST: Floristisch-vegetationskundliche Untersuchung und Bewertung von Hegebüschen im Stadtgebiet von Braunschweig. 1994, 136 S. (D)

Zusammenfassung: Im Rahmen dieser Arbeit wurden im Braunschweiger Stadtgebiet Flora und Vegetation von 28 Hegebüschen mit verschiedenen Bodentypen untersucht. Im Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 489 Arten kartiert, davon treten 432 spontan auf. Das sind auf weniger als 0,1 % der Fläche fast 45 % der Artenzahl, die BRANDES  (1987, 1989) für das Stadtgebiet von Braunschweig angibt. Somit sind die untersuchten Hegebüsche relativ artenreich. Nur 17 Arten treten mit der Frequenz V auf, damit wird die große Heterogenität zwischen den untersuchten Flächen deutlich. Die Untersuchungen zur floristischen Ähnlichkeit ergab nur eine geringe floristische Übereinstimmung zwischen den untersuchten Flächen. Wie gezeigt werden konnte, steigt die Artenzahl der Hegebuschflächen nicht mit der Flächengröße an.
Das Lebensformenspektrum und die Gesellschaftszugehörigkeit der kartierten Arten wurden dargestellt und erläutert. Dabei konnte gezeigt werden, daß im UG hauptsächlich Hemikryptophyten auftreten. Auffällig ist die hohe Anzahl an Therophyten im UG im Vergleich zu Mitteleuropa, dies spricht für einen hohen Störungsgrad in den untersuchten Flächen. Die Hegebüsche wurden mit Hilfe von Zeigerwerten ökologisch charakterisiert. Die große Anzahl von Stickstoffzeigern deutet auf die gute Stickstoffversorgung in den Hegebuschflächen hin. An den Hegebüschen sind vielfach nitrophile Säume ausgebildet, insbesondere Urtica dioica-Dominanzbestände sind häufig.
Es wurden 90 Gehölzarten im UG festgestellt, davon treten 45 Arten spontan auf. Zum größten Teil werden sie mit Hilfe von Tieren (häufig Vögel) oder dem Wind ausgebreitet. Es wird darauf hingewiesen, daß neben den standortgerechten einheimischen Bäumen und Sträuchern auch wenig geeignete Nadelbäume und andere "fremdländische" Gehölze für die Anlage von Hegebüschen verwendet wurden.
Die Ermittlung der Gesellschaftszugehörigkeit der insgesamt kartierten Arten zeigte, daß sich die meisten der Arten den drei Klassen Molinio-Arrhenatheretea, Stellarietea mediae und Artemisietea zuordnen lassen. Die krautigen Waldarten (Klasse Querco-Fagetea) dagegen kommen im UG kaum vor, da sie in die Flächen noch nicht wieder einwandern konnten. Somit zeigen die Vegetation und Flora der untersuchten Hegebüsche die vorherige Nutzung noch immer an, während eine für Wälder typische Krautschicht sich nicht von allein einstellen konnte. Die große Anzahl an Arten der Roten Liste (70), die im UG kartiert wurden, deutet den Wert der untersuchten Flächen für den Naturschutz an.