Veröff.: (BRANDES, S. & D. BRANDES: Vorkommen und Verwilderung von Zierpflanzen in Dörfern dargestellt am Beispiel des westlichen Sachsen-Anhalt. - Braunschw. naturkdl. Schr., 4: 913-923.; BRANDES, S. & D. BRANDES: Flora und Vegetation von Dörfern im westlichen Sachsen-Anhalt. - Braunschw. naturkdl. Schr., 5: 165-192.)
Zusammenfassung: Es wurden Flora und Vegetation von 15 im sachsen-anhaltinischen
Teil des Ostbraunschweigischen Hügellandes liegenden Dörfern
untersucht. Innerhalb der Dörfer wurden verschiedene Strukturen bzw.
Mikrohabitate wie Bach, Teich, Friedhof u. a. unterschieden, von denen
jeweils getrennte Artenlisten angefertigt wurden.
Im Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 616 Arten gefunden, von denen
159 in mindestens einer der Strukturen mit der Frequenz V auftreten. Der
Anteil der angetroffenen Arten an wichtigen pflanzensoziologischen Klassen
und ökologischen Gruppen wird ebenso dargestellt wie das Lebensformenspektrum.
Es zeigt sich, daß die in der Literatur oft als dorftypisch eingestuften
Artemisietalia- und Onopordetalia-Arten nur geringe Anteile besitzen, während
die meisten Arten der Klasse Molinio-Arrhenatheretea zuzurechnen sind.
Therophyten sind in den untersuch-ten Dörfern häufiger vertreten
als im mitteleuropäischen Durchschnitt.
Ein Vergleich der Dörfer untereinander führt zu dem Ergebnis,
daß die in unmittelbarer Nähe zum Lappwald liegenden Dörfer
als getrennte Gruppe abzugrenzen sind. Insgesamt sind die untersuchten
Dörfer sich jedoch sehr ähnlich, so liegen die Jaccard-Werte
zwischen 46,35 % und 63,72 %. Weiterhin wird ein Vergleich mit bereits
untersuchten Dörfern anderer Gebiete unter besonderer Berücksichtigung
der Arten, die in allen Gebieten mit hoher Frequenz vorkommen, der dorftypischen
Arten und der archäophytischen Heilpflanzen durchgeführt. Es
zeigt sich, daß in den Dörfern anderer Gebiete bei weitem nicht
so hohe Artenzahlen gefunden wurden.
Die Vegetation der untersuchten Dörfer wird durch Vegetationsaufnahmen
nach BRAUN-BLANQUET belegt. Mit dem Lamio-Ballotetum nigrae, Variante von
Chenopodium bonus-henricus und dem Malvetum neglectae konnten Pflanzengesellschaften
gefunden werden, die in der Liste der gefährdeten Pflanzengesellschaften
der DDR aufgeführt sind.
Weiterhin wird das Zierpflanzeninventar der Gärten und Gräber
erfaßt. Insgesamt konnten 318 Sippen, davon in Gärten 314 Sippen,
auf Gräbern 162 Sippen gefunden werden. Auf die Gefährdung der
Dorfflora und -vegetation wird hingewiesen und Möglichkeiten zur ihrer
Erhaltung aufgezeigt.