Veröff.: (THIENEL, T.: Neu- und Wiederfunde im Gebiet des Großen Bruches als Nachtrag zu HERDAM et al.: Neue Flora von Halberstadt. - Nachtr. zu Mitt. d. Botan. Arbeitskreises Nordharz, 1/1994, S. 1-4.)
Zusammenfassung: In der vorwiegend ackerbaulich intensiv genutzten
Niederung des Großen Bruchs im südöstlichen Niedersachsen
und westlichen Sachsen-Anhalt wurde die Begleitvegetation der Ackerränder
vergleichend floristisch untersucht. Die durch Stickstoff-, Basen- und
Subkontinentalitätszeiger charakterisierte Begleitflora umfaßt
neben den Therophyten auch eine bedeutende Zahl hemikryptophytischer Arten.
Der Vergleich der Probeflächen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
ergab für zahlreiche Begleitarten deutliche Stetigkeitsunterschiede.
Die in Sachsen-Anhalt häufigeren Arten sind in vielen Fällen
Charakterarten niedrigerer Syntaxa der Ackerbegleitgesellschaften; in Niedersachsen
zeigen meist weniger spezifisch angepaßte Arten eine höhere
Stetigkeit. In Niedersachsen wurden zudem geringere Artenzahlen in Probeflächen
konstanter Größe festgestellt. Die Untersuchung der Abhängigkeit
zwischen der Artenzahl und der Länge der aufgenommenen Randstrei-fen
ergab ebenfalls eine größere Artenvielfalt in Sachsen-Anhalt.
Transektaufnahmen herbizidbehandelter und unbehandelter Flächen ergaben
deutliche Hinweise auf eine intensivere Randbearbeitung in Niedersachsen.
Die Gegenüberstellung von Probeflächen verschiedener Kulturarten
zeigte bei wenigen Arten Stetigkeitsunterschiede. Die speziellen Standortbedingungen
des Ackerrandes reduzieren möglicherweise den prägenden Effekt
der den Kulturarten eigenen Bearbeitungsmaßnahmen auf die Artenzusammensetzung.
Die vergleichende Untersuchung der Ränder von Äckern, die entweder
vor mehr oder vor weniger als 34 Jahren in Kultur genommen wurden, zeigt
in vielen Fällen ebenfalls ein Übergewicht von Charakterarten
niedriger Syntaxa, hier auf Seiten älterer Äcker. Dies läßt
auf ungünstige Ausgangsbedingungen unter den Umstände intensiver
ackerbaulicher Nutzung bei der Besiedlung neuer Ackerflächen für
diese Arten schließen. Ein Zusammenhang zwischen Verbreitungsstrategien
von Ackerbegleitarten und ihren Häufigkeiten auf alten bzw. jungen
Flächen konnte nicht hergestellt werden.
Darüber hinaus wurde der Gehalt an organischer Substanz im Boden
von Probeflächen der Halmfrüchte durch Veraschung bestimmt. Dabei
wurden in den Niedermoorbereichen des Untersuchungsgebiets Werte bis 60,6
% festgestellt. Die vergleichende Untersuchung der Artenzusammensetzung
in Abhängigkeit vom Humusgehalt ließen eine Zunahme des Anteils
von Wärmekeimern mit steigenden Humusgehalten erkennen. Hierfür
wird die leichtere Erwärmbarkeit der dunkel gefärbten, stark
humosen Böden verantwortlich gemacht. Das Vorkommen einiger Lehmzeiger
beschränkte sich nicht nur auf die mineralreicheren Standorte, auch
wenn sie dort insgesamt häufiger auftraten.
Für wenige Arten wurde ein Häufigkeitsgefälle in Ost-West-Richtung
oder umgekehrt festgestellt. Klimatische Ursachen sind für einzelne
Arten durchaus wahrscheinlich. Der Anteil der Zeigerarten für subkontinentales
Klima nimmt innerhalb des Untersuchungsgebietes von West nach Ost merkbar
zu. Eine Ähnlichkeitsuntersuchung mit anschließender Clusteranalyse
von Aufnahmen vollständiger Ackerränder ergab höhere floristische
Übereinstimmung zwischen Ackerrändern des gleichen Bundeslandes
als zwischen Rändern von Äckern gleicher Kulturart. Der Gesamtheit
der sich offenbar deutlich unterscheidenden Standortfaktoren in den beiden
Bundesländern ist somit eine maßgebende Rolle bei der Ausprägung
der jeweiligen Ackerbegleitflora beizumessen.